"Hey, schau mal wer da kommt, Süße!" rief ich zu Amicelli. Cherry war schon heute vormittag draußen gewesen und lag jetzt zufrieden zu hause. Ich hatte beschlossen, daher meine Stute mal ausführlich zu putzen und frei springen zu lassen. Mit dem Reiten klappte das ja ganz gut, aber ich ritt meine Stute nicht jeden Tag, sondern machte immer was andres als davor die Tage. Training hatte ich eigendlich auch noch nicht gemacht, sie brauchte ja Kondition, und die bekam man nur durch regelmäßige, leicht immer weiter gesteigerte Arbeit. Amicelli begrüßte mich heute erstmal kurz, dann drehte sie sich aber weg. Es gab ein Gerangel, bis ich das Halfter über ihren Kopf bekommen hatte. "Ami was ist denn los, Kleine!" Judith kam grad die Stallgasse endlang, als ich meine Stute anband. Sie brachte ihr Pferd in die Box und meinte dann "Ami ist eine ziemliche Zicke, die jeden Tag seehr viel Aufmerksamkeit braucht. Du longierst sie ein bisschen und reitest da mal, weil Ami einfach nicht mehr schafft momentan. Und genau das mag sie nicht. Sie ist es gewohnt, wo sie doch jetzt wieder einen Partner hat, der mit ihr was machen kann, wieder zu hochformen aufzulaufen. Desshalb zickt sie so. Ich hab das von Sophie, die kennt die DAme sehr genau..." meinte Judith. Dann war sie fertig mit ihrem Pferd und ging. Ich hatte währenddessen meine Stute gestriegelt. Amicelli war heute wirklich zickig, aber das war so ihre Art, einem zu sagen "Ich vermiss dich zweiundzwanzig Stunden am Tag!", so wie ich das verstanden hatte. Ich überlegte. Vor der Uni konnte ich sie putzen und longieren oder ähnliches. Bis zum Nachmittag war sie dann warscheinlich wieder munter und ich würde sie reiten. Ja, das ging. Nun war die Dame auch fertig geputzt und wurde ruhiger. Ihre Hufe wollte sie trotzdem nur nach ein paar scharfen Worten geben. Dann kam der SChweif dran. Ich hielt ihn mit einer Hand fest, da hatte Ami keine Chance. Dann trenste ich sie, ließ den Sattel aber heute aus. Ich stieg in der Stallgasse schon auf. Ich hatte meine Reitkappe vergessen, aber ich dachte, es würde schon gehen. Caro kam mir dann mit der Kappe endgegen. Ich grinste und zog sie mir auf. Ami ging dann unruhig in die Halle. Aber dann endspannte sie sich kurzzeitig, und ich konnte mit ihr schön Schritt gehen. Als ich sie aufforderte zu traben, blieb Ami stehen. "Was soll das denn? Hallo! Ich will traben! Teerab!" das war jetzt wieder eine ihrer Macken. Sie schüttelte den Kopf. Ich gab ihr mit Stimme und Beinen unmissverständlich zu verstehen, was ich wollte. Ami schüttelte den Kopf und ging jetzt rückwärts. Mir reichte es und ich boxte ihr kurz in die Seite. War wohl nötig. Ami machte endsetzt einen Satz nach vorne und galoppierte dann an. Zum Glück war ich nicht zum ersten Mal ohne Sattel auf einem halbdurchgehenden PFerd und konnte mich halten. Ich hatte eine Idee und trieb sie einfach vorwärts. Nach zehn langen Minuten hielt sie an und ging dann zögernd Schritt. Trab ging heute irgendwie nicht. Aber ich beließ es bei der Sache, ein Kampf hätte viel zu lange gedauert und für unsre frische Beziehung schwere Folgen nach sich gezogen. Also stieg ich ab und klingte die Zügel aus. Amicelli trabte jetzt in schönster Manier etwas herum. Es standen auch Hindernisse in der Halle. Elegant setzte die hübsche Schimmelin über ein paar von denen hinweg. Ich musste grinsen, als sie wieder trabte und auffordernd zu mir hinguckte. Ich lief einfach ein bisschen neben ihr her. Das störte sie, aber sie konnte nichts machen und ich hatte für heute zum Glück dann doch gewonnen. Ich griff nämlich in ihr Zaumzeug und sie trabte ja schon, also lief sie dann auch weiter. Nach zehn Minuten frei und einer halben Stunde hier drinnen klingte ich die Zügel wieder ein und stieg auf. Ami war ja klein. Jetzt ging sie viel besser und nahm sogar den Kopf runter. Sie trabte nun ruhig und zügig. Aber in den Ecken machte sie immer einen kleinen Satz. Daran würde ich morgen noch arbeiten...nach einer dreiviertel stunde mit ihr parierte ich dann durch. Ami machte es ohne Zicken, deshalb lobte ich sie. Der Schluss war dann doch ganz gut gewesen. Bald darauf war Ami in ihrer Box und mampfte ihr Futter. Ich kraulte sie noch ein bisschen und fuhr für heute dann nach hause. Ami hatte Lust auf einen 2Stunden-Ritt täglich, konnte aber konzentriert nur eine dreiviertelstunde arbeiten. Das würde besser werden...